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Liebe Prohyp-Partner,

nach wie vor beeinflusst die Corona-Pandemie unser (Berufs-)Leben stark. Viele Branchen und Länder kämpfen bereits mit den wirtschaftlichen Folgen oder fürchten diese. Die Notenbanken reagierten und erklärten, die Niedrigzinsen auf lange Sicht beibehalten zu wollen. Die Kritik an ihrer Geldpolitik reißt jedoch nicht ab. proview kompakt hat deshalb einen Ökonomen zu den EZB-Maßnahmen befragt. Lesen Sie im ersten Artikel, wie seine Einschätzung lautet.

Keine Krise ohne Boom? Wenn man sich die KfW-Förderzahlen anschaut, scheint das der Fall zu sein. So sind deutlich mehr KfW-Förderkredite für die Eigenheimsanierung beantragt worden. Woran das liegt und was die Corona-Krise damit zu tun hat, lesen Sie in dem zweiten Beitrag.

Der dritte Text beleuchtet, wie die Corona-Krise die Baufinanzierung verändert hat und welche Chancen das für bankenunabhängige Berater mit sich bringen kann. Der Artikel ist ein Gastbeitrag, den wir Ihnen als Prohyp-Partner vorab exklusiv zur Verfügung stellen.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen

Prohyp Dirk Günther
Geschäftsführer Prohyp GmbH

Prohyp André Lichner
Geschäftsführer Prohyp GmbH

Wie beurteilen Sie das aktuelle Vorgehen der EZB? Wird sie ihren Aufgaben gerecht?

Gschnaidtner: Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass die EZB ihr Mandat sehr gut erfüllt. Zudem steht mit Christine Lagarde eine Frau an der Spitze der EZB, die einen offenen Kommunikationsstil pflegt. Das kann in einer Krisenphase, in der wir uns meiner Meinung nach weiterhin befinden, durchaus nicht schaden. Insbesondere, da das wichtigste Gut einer Zentralbank im Vertrauen liegt, das ihr die Bürgerinnen und Bürger entgegenbringen. Als „Hüterin der Währung“ ist es ihre Aufgabe, auf die Währungsstabilität zu achten, also darauf, dass die Kaufkraft des Euro annähernd stabil bleibt. Übersetzt bedeutet das, dass die Preissteigerung – auch Inflation genannt – im Euroraum nahe, aber unter zwei Prozent liegen soll. Dies ist letztlich nur möglich, wenn die breite Bevölkerung an die Integrität der Zentralbank glaubt. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Transparenz der Entscheidungen, die gemeinsam von der EZB und den Präsidenten der nationalen Notenbanken getroffen werden.

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Christoph Gschnaidtner, Ökonom an der Technischen Universität München und Experte für Finanzmärkte

Es gab im Frühjahr von Seiten des Bundesverfassungsgerichts ein Urteil, das letztlich die EZB betraf: Kritiker sahen sich darin bestätigt, dass die EZB eine versteckte Staatsfinanzierung betreibe. Was sagen Sie zu dem Urteil?

Gschnaidtner: Dieses Urteil ist differenziert zu betrachten. Tatsächlich hat das Bundesverfassungsgericht, anders als vereinzelt in den Medien dargestellt, keinen Verstoß gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung durch die EZB feststellen können. Es monierte jedoch, dass es die EZB, damals noch unter Führung von Mario Draghi, versäumt habe, die Verhältnismäßigkeit des Anleihenkaufprogramms (PSPP) ausreichend zu begründen.

Müsste nicht die Inflation steigen, wenn die EZB so viel Geld zur Verfügung stellt?

Gschnaidtner: Das Corona-Krisenprogramm PEPP trägt dazu bei, dass die Zinsen niedrig bleiben. So können sich die Staaten des Euroraums trotz teils hoher Staatsschuldenquoten zu niedrigen Zinsen refinanzieren. Dass die Inflation trotzdem nicht steigt, liegt unter anderem daran, dass das Geld, das in den Markt gepumpt wird, nicht in der Realwirtschaft ankommt, sondern im Finanzmarkt – man könnte also in gewisser Weise von einer Entkoppelung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft sprechen. Das Phänomen ist nicht neu, sondern eine Folge der Finanzkrise 2008 und der Maßnahmen, die seither zu einer Ausweitung der Geldmenge geführt haben. Wir haben eine große Geldmenge im Umlauf, die eigentlich zu einer Inflation, wenn nicht sogar zu einer Hyperinflation, führen müsste. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall – im Juli sind die Preise sogar gesunken. Das ist jedoch eine direkte Folge der Anpassung der Mehrwertsteuer, sozusagen eine künstliche Deflation. Entsprechend wird in Notenbankkreisen überlegt, die Flexibilität der EZB in ihrer Geldpolitik entsprechend zu erhöhen.

Sie sprechen das „average inflation targeting“ an, das von der Fed angekündigt wurde. Nach diesem Modell darf sich die Inflationsrate künftig auch für einige Zeit über dem Zwei-Prozent-Ziel bewegen, bevor der Leitzinssatz angepasst wird. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Gschnaidtner: Natürlich ist die Corona-Pandemie eine ganz andere Krise als die Finanzkrise von 2008. Auch die Ursachen sind ganz andere, aber man versucht mit gleichen Mitteln, das Problem zu lösen. Im Rahmen der Corona-Pandemie wurden die Anleihenkäufe weiter erhöht. Da besteht grundsätzlich die Gefahr einer schnellen, plötzlichen Anpassung der Inflation nach oben. In so einem Fall, wenn die zwei Prozent erreicht oder gerissen würden, müsste die Zentralbank schnell Gegenmaßnahmen ergreifen. Zum Beispiel durch eine Erhöhung des Zinssatzes oder sofortige Verkäufe von Anleihen. Das lässt sich aber nicht punktgenau steuern. Die Fed kann bzw. die EZB könnte im Fall des Falles mit einem average inflation targeting deutlich flexibler vorgehen. Dann wären selbst Preissteigerungen von, sagen wir, kurzfristig vier Prozent nicht so schlimm, vor allem nicht dann, wenn diese davor bei nahe Null lagen.

Droht überhaupt eine plötzliche Inflation?

Gschnaidtner: Ein Indiz wäre, wenn die Aktienmärkte in der Breite nachgeben und gleichzeitig Unternehmensinsolvenzen stark zunehmen würden. Wenn dann Vermögen massiv von Aktien in Gold oder Betongold umgeschichtet werden würde, wäre die Gefahr hoch, dass wir in der Breite steigende Preise und damit einen plötzlichen Anstieg der Inflation beobachten könnten. Die momentanen Preissteigerungen am Immobilienmarkt haben aus meiner Sicht aber eher damit zu tun, dass die Immobilienpreise in Deutschland lange Zeit stark unterbewertet waren und viele Menschen zurzeit keine Anlagealternativen haben. Auch das niedrige Zinsniveau leistet hier natürlich seinen Beitrag.

Wie schätzen Sie die Entwicklung für Immobilienkäufer ein?

Gschnaidtner: Die Zinsen scheinen Stand heute langfristig niedrig zu bleiben. Viele Menschen werden weiter in Immobilien investieren, die Preise werden in der Tendenz entsprechend weiter steigen. Skeptisch bin ich beim Thema Mietpreisentwicklung. Da scheint eine gewisse Grenze erreicht worden zu sein, weil der Anstieg der Gehälter begrenzt ist. Das mag zum Beispiel auf Städte wie München, Frankfurt am Main oder Hamburg nicht so durchschlagen, aber langfristig dürfte es am Mietmarkt eher ein Ende der Preisspirale geben als bei den Immobilienpreisen.

Starkes Wachstum im ersten Halbjahr 2020

Trotz der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten, die der Corona-Lockdown mit sich brachte, konnte die KfW im Bereich der Förderkredite für den privaten Wohnungsbau und für die energetische Sanierung im ersten Halbjahr 2020 ein enormes Wachstum vorweisen. Allein bei den zinsverbilligten Krediten für Energieeffizienz und erneuerbare Energien hat sich von Anfang Januar bis Ende Juni das Volumen der Kreditzusagen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt und erreichte 12,7 Milliarden Euro.

Auch beim KfW-Wohneigentumsprogramm, das ohne besondere Voraussetzungen bei der Neufinanzierung zugänglich ist, stieg das Zusagevolumen von 1,7 Milliarden auf 2,8 Milliarden Euro stark an.

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Die KfW-Förderkredite für die Eigenheimsanierung erreichten Rekordstände

Bis zu 20.000 Euro mehr Tilgungszuschuss

Ein Grund für die starke Zunahme bei den KfW-Förderkrediten ist neben den günstigen Zinsen, dass sich die Zuschüsse seit Jahresanfang 2020 deutlich erhöht haben, nachdem die Bundesregierung ihre Klimaschutz-Beschlüsse umgesetzt hat. Das betrifft sowohl die Förderung von energetischen Sanierungen als auch den Neubau:

  • In den Programmen „Energieeffizienz sanieren“ (Nr. 151 und 152) erhöhte die KfW den Tilgungszuschuss um 12,5 Prozentpunkte. Je nach energetischem Standard des Gebäudes nach der Sanierung bekommt der Bauherr zwischen 20 und 40 Prozent des Kreditbetrags erlassen. Parallel dazu stieg in der Zuschussvariante der Investitionszuschuss um 10 Prozentpunkte.
  • Beim Neubau von besonders energieeffizienten Wohngebäuden wurde der Tilgungszuschuss um 10 Prozentpunkte auf nunmehr maximal 25 Prozent des Darlehensbetrags angehoben.

Darüber hinaus liegt der förderfähige Höchstbetrag mittlerweile bei 120.000 statt wie zuvor bei 100.000 Euro pro Wohneinheit. Das bedeutet konkret, dass der maximal erzielbare Tilgungszuschuss bei der energetischen Sanierung jetzt 48.000 Euro statt bislang 27.500 Euro erreichen kann.

Eigenheim als Rückzugsort

Dass seit Ausbruch der Corona-Pandemie immer mehr Menschen das Eigenheim als sicheren Rückzugsort wahrnehmen, dürfte ebenfalls für die Zunahme der Modernisierungsaktivtäten mitverantwortlich sein. Wer im Homeoffice arbeitet und mehr Zeit als früher in den eigenen vier Wänden verbringt, hat nun eher das Bedürfnis, sein Eigenheim aufzuwerten und die Wohnqualität zu verbessern.

Neues Abschlusspotenzial für Finanzierungsvermittler

Die Kombination aus größerem Interesse an der Durchführung von Sanierungsmaßnahmen und attraktiven Fördermöglichkeiten bietet für Sie als Finanzierungsvermittler gute Chancen für neue Geschäfte. Mit der Vermittlung von Finanzierungen und Förderkrediten für Modernisierungsmaßnahmen können Sie den aktuellen Trend nutzen, um neue Zielgruppen anzusprechen und Ihre Beratungskompetenzen auszuspielen.

Auch die Ansprache von Kunden, die schon vor längerer Zeit eine Immobilie erworben haben, kann hier neues Geschäft generieren. Auf der einen Seite ist die Finanzierung des Erwerbs bereits abgeschlossen oder schon auf der Zielgeraden, und auf der anderen Seite wächst beim Wohngebäude mit zunehmendem Alter der Modernisierungsbedarf – das sind gute Voraussetzungen, um sich mit der Fördermittelberatung wieder in Erinnerung zu rufen.

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Prohyp-Geschäftsführer André Lichner

In der Corona-Krise hat sich die Nachfrage nach Baufinanzierungen als überaus stabil erwiesen: Laut Bundesbankstatistik erhöhte sich zum Ende des ersten Halbjahrs 2020 das Volumen an privaten Immobilienfinanzierungen im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent. Auch bei Prohyp verzeichnen wir mithilfe unserer Prohyp-Partner ein hohes Abschlussvolumen. Zwar war zu beobachten, dass private Bauherren und Kaufinteressenten angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit ihre Projekte punktuell hintenangestellt haben. Doch das änderte sich auch wieder, unter anderem deshalb, weil die Corona-Krise bei vielen Menschen den Wunsch nach einem eigenen Zuhause als sicheren Rückzugsort verstärkt hat. Gleichwohl hat die Pandemie einige Änderungen in Bezug auf die Baufinanzierung mit sich gebracht. Dies betrifft zum Beispiel Beratungsabläufe, die Genehmigungsprozesse der Banken und die Wünsche von Kunden.

Die gravierendste Auswirkung für die Beratung war, dass mehrere Monate lang physische Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden mussten. Das könnte auch in Zukunft wieder passieren. Einen gewissen Vorteil hatten dabei diejenigen Berater bzw. werden diejenigen haben, die schon zuvor digitale Medien genutzt haben, um persönliche Beratungsgespräche zu ergänzen – sei es in Form von Screensharing oder durch das Einbinden von Tools, die das schnelle Hochladen und Sortieren von Finanzierungsunterlagen ermöglichen.

Banken setzen auf digitalen Darlehensantrag

Auch auf Seite der Banken hat die Digitalisierung einen weiteren Schub erhalten. So zeigt eine aktuelle Auswertung von Prohyp, dass inzwischen nahezu sämtliche der mehr als 400 Finanzierungsgeber die digitale Einreichung der Kreditakte ermöglichen. Auch in Bezug auf die Legitimation der Kunden bei der Vertragsunterzeichnung setzen sich moderne Verfahren wie Video-Ident mehr und mehr durch. Viele Banken haben zumindest zeitweise auch auf die Objektbesichtigung verzichtet. Einige Bankpartner haben in Folge der Corona-Krise darüber hinaus die Bedingungen für die Kreditvergabe verändert. Von einer allgemeinen Verschärfung etwa der Bonitätsanforderungen würde ich aber nicht sprechen. Wie vor Corona geht es schlichtweg darum, ob eine Finanzierung langfristig von dem Kreditnehmer gestemmt werden kann und ob entsprechende Sicherheiten vorliegen.

Auch die Kundenwünsche haben sich mitunter verändert bzw. werden das tun. Denn vielen Arbeitnehmern dürfte das Homeoffice nach dem Ende der Corona-Krise – wenn auch im Wechsel mit der Anwesenheit im Büro – erhalten bleiben. Damit werden bei vielen Kaufinteressenten die Ansprüche an die räumliche Aufteilung steigen. Im Gegenzug nehmen diejenigen, die nur noch zwei- oder dreimal pro Woche im Betrieb oder in der Firma anwesend sein müssen, längere Wege zur Arbeit in Kauf. Mittelfristig werden sich dadurch in meinen Augen an den Rändern der großen Ballungsräume weitere attraktive Lagen für Eigenheimerwerber bilden.

Kunden wünschen mehr Flexibilität

Bei der Finanzierungsplanung hat nicht zuletzt der Wunsch nach Flexibilität an Bedeutung gewonnen. Viele Finanzierungsnehmer möchten sich für den Fall wappnen, falls ihr Einkommen etwa durch Kurzarbeit zwischenzeitlich schwankt. Sie bevorzugen daher Kreditangebote, bei denen sie den Tilgungsanteil und damit die Höhe der Monatsrate gegebenenfalls verändern können.

Für Finanzierungsvermittler bietet der Digitalisierungsschub die Chance, ihre Arbeitsprozesse zu optimieren und über die Beratung auf Distanz neue Zielgruppen in räumlich größerer Entfernung zu erschließen. Sie können in dem Zuge auch davon profitieren, dass der Beratungsbedarf gestiegen ist, weil maßgeschneiderte Finanzierungsmodelle wichtiger denn je sind.